Higaonna Kanryo

Higaonna Kanryo
1853-1916
Sein Nachname wird auch stellenweise mit Higashionna angegeben, was dem japanischen Dialekt entspricht - nach okinawanischen jedoch Higaonna.
Higaonna Kanryo war der erste Grossmeister des Naha-TeEine der Ursprünge des Karate. Er wurde 1853 in NahaGroßstadt auf Okinawa,
heute ca. 300.000 Einwohner geboren und begann mit 16 Jahren chinesisches Kempo zu lernen. Sein damaliger Lehrer hatte dies von einer Reise nach FukienProvinz im Südosten der VR China,
so groß wie Ost-Deutschland mitgebracht. 1874 reiste er mit einem Handelsschiff nach FuchouHauptstadt von Fukien,
heute ca. 3 Mio. Einwohner. Dort lebte er zunächst ein Jahr lang in einer Siedlung, die Ryukyu-Kan genannt wurde (Okinawa ist eine der Ryukyu-InselnInselgruppe SW von Japan,
etwa 1.200 km Ausdehnung, und in dieser Siedlung lebten viele Okinawaner), bis er dem chinesischen Ch'uan-Fa-Meister Ryu Ryuko vorgestellt wurde. Dieser nahm ihn als persönlichen Schüler auf und lehrte ihn abends und nachts seine Kampfkunst, während Higaonna ihm tagsüber bei der Arbeit half.
Nach 15 Jahren harten Trainings kehrte Higaonna nach Okinawa zurück und begründete dort seinen Stil unter dem Namen Naha-Te. Zu der Zeit war es noch nicht üblich, den jeweiligen Stilrichtungen eigene Namen zu geben, sondern sie wurden nach der jeweiligen Stadt, in der sie praktiziert wurden, benannt. Dieser Stil war ein Konglomerat aus der inneren Schule des Ch'uan-Fa (vor allem vom Stil des weissen Kranichs, „Hakutsuru Ken“) und dem alten okinawanischen To-deältere Form und Name des
heutigen Karate.
Higaonna war derjenige, der das Kata-System des heutigen Goju-RyuStilrichtung des
heutigen Karate-Do begründete. In Okinawa lernte er bereits Seisan, Sanchin und Suparinpei kennen, die aus dem Stil der 18 Buddhas stammen („Juhachira Ken“). Die anderen Katas (Seeinchin, Tensho (Rokkishu), Shisochin, Kurunrunfa, Seipai, Sanseru, Saifa) brachte er aus China mit. Sie erfuhren im Naha-Te jedoch relativ starke Änderungen. Beispielsweise veränderte Higaonna die Kata Sanchin dahingehend, dass sie mit geschlossenen Händen (Fäusten) ausgeführt wird, was im ganzen in einer grösseren Härte der Kata resultiert. Die alte Form wurde mit offenen Hände ausgeführt, wie es auch heute noch im Uechi-ryuStilrichtung des okinawanischen Karatedo
praktiziert wird.
Im alten Nahe-Te wurde eine im heutigen Goju-Ryu nicht mehr enthaltene Kata geübt, die Naihanchi-Kata. Diese wurde von Meister Miyagi nicht übernommen, da sie z.T. durch ihre Stellungen (z.B. Kiba Dachi) andere Schwerpunkte in der Bewegungsform legt.
Von Higaonna wird gesagt, dass er der erste war, der vom bisher üblichen Individualunterricht abwich, und den Gruppenunterricht einführte.
Ein weiterer Schüler Higaonnas war Kenwa Mabuni (1889-1952), der Begründer des Shito Ryu, der auch unter Miyagi noch trainierte.