Shotokai
Der Begriff Shotokai bezeichnet eine Stilrichtung in der japanischen Kampfkunst Karate-do.
Entstehung in Japan
In den 1920er Jahren wurde Karate durch Funakoshi Gishin, einem Schüler von Itosu, in Japan bekannt gemacht. 1935 konnte das erste Karate Dojo in Japan gegründet werden: das Shoto-Kan, das Haus des Shoto.
Shoto, was etwa soviel wie „Kiefern-Rauschen“ bedeutet, war der Name, mit dem Funakoshi seine chinesischen Gedichte unterzeichnete:
Auch der von Funakoshi unterrichtete Karate-Stil wurde fortan als Shotokan bezeichnet.
Gishin Funakoshi, geboren 1868, hatte sowohl die Systeme des Shorin-Ryu als auch die des Shorei-Ryu gemeistert. Daneben studierte er die chinesischen Klassiker, befasste sich mit Dichtung und Kalligrafie und unterrichtete an der Volksschule.
Zeit seines Lebens betonte Funakoshi die Nähe der Kampfkunst zum Zen-Buddhismus. So war er auch bereit, das Schriftzeichen für Karate, „China Hand“, in Karate, „leere Hand“, einem Begriff, der an den Begriff der Leere im Zen anknüpft, zu ändern.
Damit kam er dem japanischen Nationalismus entgegen. Auch in andern Belangen geriet das Karate-do Funakoshis, das er als Kampfkunst mit primär erzieherischen Zielsetzungen auffasste, unter den Druck nationalistisch-militärischer Kreise.
Die Nihon Butoku-Kai, die maßgebliche staatliche Organisation, verlangte die Einführung eines Gradierungssystems und von Wettkämpfen und erklärte vier Karate-Stile zu Hauptstilrichtungen: Shotokan, Shito Ryu, Goju-Ryu und Wado-Ryu.
Das Gürtelsystem akzeptierte Funakoshi - die Wettkämpfe nicht. Er erlaubte in seinen Trainings nicht einmal die heute auch im Shotokai-Karate üblichen Kumite, d. h. Übungsformen zu zweit.
Unterschiede in Shotokai Karate-do und Shotokan-Wettkampf-Karate
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem auch das Shotokan, auch Hombu oder Zentraldojo genannt, zerstört wurde, forderten auch einige der ältesten Schüler Funakoshis (Nakayama, Nishima und Obata) die Einführung von Wettkampftrainings und die bessere Vermarktung des Karate durch Wettkämpfe.
Nakayama gründete 1949 die Japan Karate Association (JKA) um Karate als Wettkampfsport zu verbreiten. Funakoshi verweigerte ihm seine Unterstützung – trotzdem ernannte ihn die JKA zum „Ehrenausbilder“. Eine „Ehre“, die er allerdings nie annahm.
Karate-Do und Wettkampf waren für Funakoshi nicht zu vereinbaren. Zu seinem Nachfolger, seinem Uchi deshi, seinem „inneren“ Schüler, der auch die inneren Werte der Kampfkunst gemeistert hat, ernannte Funakoshi Shigeru Egami. Dieser begründete die „Shotokai Ryu“, die „Schule der Gruppe des Shoto“, so genannt in Anlehnung an die Nihon Karate-Do Shoto-Kai, eine Vereinigung, die sich 1935 zur Unterstützung Funakoshi Senseis und des Baus des Shotokan gebildet hatte. Gichin Funakoshi starb 1957.
Shigeru Egami blieb mit dem Shotokai Karate dem Geist des am Zen orientierten Karate-do treu:
In diesem Sinn entwickelte und erneuerte er auch die Techniken. Sein Ziel wurde es, mit größtmöglicher Leichtigkeit und Lockerheit ein Höchstmaß an Kraft, Energie und Präsenz zu entwickeln… um den Weg frei zu machen für Harmonie und Einheit in der gemeinsamen Bewegung.
Nach dem Tode von Funakoshi Sensei im Jahre 1957 übernahm Egami die Funktionen des Haupttrainers im Hombu Dojo, dem Zentraldojo, in Japan und die Leitung des Nihon Karate-Do Shotokai. Er präsidierte die Organisation bis zu seinem Tode im Jahre 1981. Sein Nachfolger und heutige Vorsteher des Nihon Karate-do Shotokai ist Genshin Hironishi. Sein Nachfolger, der jetzige Präsident, ist Jotaro Takagi, ein ehemaliger CEO des Mitsubishi-Konzerns.